Baby oder tot

„Ich glaube an Jesus Christus. Geboren von der Jungfrau Maria. Gelitten unter Pontius Pilatus. Gekreuzigt. Gestorben. Begraben.“ Häh? Und dazwischen? Hat der nicht auch gelebt, geliebt und gelacht? Komisch, auch in den Kirchen ist der Mann aus Nazareth allermeistens tot zu sehen oder als Baby. Schon mal aufgefallen? Ich hab da ja einen dunklen Verdacht. Erstens: Babys und Tote stellen keine dummen Fragen und können dir deswegen auch nicht lästig werden. Zweitens: Babys und Festgenagelte können sich nicht wehren, können nicht mal kurz abhauen, müssen alles über sich ergehen lassen. Drittens: Der Säugling sieht so putzig aus in der Krippe im Stall oder auf dem Arm seiner Mutter, und der Gekreuzigte macht sich gut an Wohnzimmerwänden und in Amtsstuben... Mein Gott, Jesus, was ist aus dir geworden? Ich will weder einen Knuddel-Heiland noch einen stummen Leichnam. Ich will den rebellischen, unbequemen, freien und faszinierenden Typen, der die Bergpredigt hält, seine Mutter anschnauzt, die Frommen piesackt und es sich mit armen Teufeln gutgehen lässt. Genau den will ich! Ach komm, Jesus, lass uns doch da hingehen, wo man liebt, lacht und lebt. Baby und tot warst du schon lang genug!

Segen

Es segne dich,
die Menschen, die du im Herzen trägst
und die Wege, die du gehst
der lebendige Gott:
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.